Thomas Heptner (Senner)
Seit meiner frühen Kindheit, so erinnert sich meine Mutter, habe ich eine intensive Beziehung zu Vierbeinern, zu Hund und Katze wie auch zu Pferd und Vieh. In meiner Heimat, dem Münsterland gibt es jede Menge Bauernhöfe und die Wanderwege führen mitten über die Höfe. Da kommt man automatisch mit den Hunden und den anderen Vierbeinern in Kontakt, ob man das will oder nicht. Meine Mutter erzählt, dass ich als kleiner Junge eines Tages auf der Treppenstufe vor unserem Haus saß und ein großer fremder Hund saß direkt vor mir. Sie erschrak, zeigte es aber nicht und schaute uns in Ruhe zu. Als der Hund von einer schrecklichen Frauenstimme gerufen wurde, drehte er sich widerwillig ab und verschwand um die Hecke herum. Den fragenden Blick meiner Mutter beantwortete ich damals mit der Erklärung, dass ich mit dem Hund gesprochen und er mich auch verstanden habe. Auch habe ich wohl bei den vielen Spaziergängen immer wieder mit Pferden und Kühen geredet und sie gestreichelt.
So bin ich voller Vorfreude auf meine erste Almzeit. Vor ein paar Jahren habe ich bereits ein Praktikum auf einer anderen Alm gemacht und die Arbeit hat mir sehr gut gefallen und mir auch sehr gut getan.
Einen ersten Blick auf unsere Alm konnten wir bereits am 13. Januar werfen, die Hütte von außen betrachten und die Umgebung und Aussicht genießen. Auf diesem Bild kann man die Hütte aus der Ferne erahnen. Der Almbauer zeigt hier in den Schnee und dort auf Felsen, erklärt dazu, dass überall Zäune zu machen seien und die etwa 80 Jungtiere unter meine Obhut kämen, schaut mir tief in die Augen und fragt mich ob ich mir das ganze Zutraue. Ich nicke sehr, sehr langsam, den Hinterkopf voller Fragezeichen, zur Bestätigung und der Vertrag ist gemacht.
Wir haben vorgestern die Winterpächter kontaktiert und gehen heute herauf um sie kennen zu lernen. Konrad, Ulrike und ihre Mitstreiter haben in drei Tagen die Hütte komplett umgestaltet, wieder zurück in die Hütte bereit zum Einzug des Senners. Die Winterpächter sind echt nett und schon nach so einem kurzen Treffen haben wir Freundschaft geschlossen und uns zum Abschied in den Armen gelegen. Das ist nicht selbstverständlich. Jedenfalls haben sie alles in einem super guten und schönen Zustand hinterlassen. Jetzt ist es an uns, die Hütte für uns herzurichten. Wir können also wieder planen und den 11. Mai als Start in die Almzeit festlegen.
Heute ist schon der 9. Mai und ich habe erst jetzt den ersten Blick auf den Zaunplan werfen können. Die Aufgabe ist alleine nicht zu bewältigen. Ich habe Helfer. Allen voran die gute Seele der Mannschaft und meine Sennerin Eva. Wir beide teilen uns die Almstelle. Die anderen Helfer sind Freunde und Verwandte. Und es gibt ganz liebe Helfer im Hintergrund, die wertvolle Tipps geben. So zum Beispiel mein Jungalmbauer von meinem Praktikum damals. Ihn darf ich in jedem Fall und jederzeit anrufen und um Rat fragen. Das gleiche gilt auch für einen anderen lieben Menschen, den wir übermorgen treffen werden.
Es schüttet aus Eimern während ich das Auto belade. Da brauche ich kein Bild zu posten; das kann sich jeder lebhaft vorstellen. Das Auto ist ein Audi quattro, der noch sehr fit ist für sein Alter. Mein Freund Bernhard, der in meiner Nachbarschaft wohnt, hat ihn mir für die Almzeit geliehen. Das ist mehr als großzügig und ich bin ihm dafür äußerst dankbar. Eben gerade hat sich Sabine gemeldet und ist am Samstag mit dabei. Einsame Spitze!!! So sind wir jetzt morgen zu zweit, am Freitag zu viert, am Samstag zu fünft am Sonntag wieder zu dritt.
Heute ist der Umzug auf die Alm angesagt. Ich treffe mich mit meinem Bruder Michael in Gmund beim Café Wagner auf ein Frühstück und dann geht es auf zur Alm. Soweit der Plan. Im Café ruft mein bester Informant an, dass es am Setzberg schneit und der Weg verschneit ist. Wir sollen unten bleiben und auf ihn warten. Letztlich treffen wir uns dann bei ihm zuhause in Rottach und wir bekommen weitere Informationen. Als wir uns wieder auf den Weg machen wollen, schaut er auf zu den Bergen und sagt, dass es nicht mehr schneit, sondern regnet. Er sollte recht behalten. Wir machen uns also auf den Weg und landen schließlich wenige Meter vor der Hütte in einer Schneeverwehung oder einer alten Lawine. So kurz vor dem Ziel und aufgeben? Das geht gar nicht. Wir finden im Stall zwei Schaufeln und machen uns ans Werk den Schnee soweit weg zu schaufeln, dass wir mit dem Auto die Hütte erreichen. Nachdem wir das Auto komplett ausgeräumt haben, machen wir es uns gemütlich. So entwickelt sich ein langes und intensives Gespräch zwischen uns. Das tut richtig gut. Michael ist auch super im Feuer machen. Da kann ich noch dazu lernen. Da die Flächen angezuckert sind, vertagen wir das Zäunen um zwei Tage.
Gestern sind wir im Regen das Almgebiet in Richtung Bergstation abgegangen. Mit einem Wanderer mit Hund konnte ich dann das erste Mal ausprobieren, wie man mit einem Menschen umgeht, der die Almregeln nicht einhält. Das Ergebnis war, dass der Mann sich als lokaler Jäger ausgab und sein Hund habe eine jägerische Ausbildung. Aus diesen Gründen müsse er seinen Hund nicht an die Leine nehmen und müsse sich auch nicht auf den Wegen aufhalten und im übrigen würde er sich von einem Preußen schon gar nichts sagen lassen. War ich zu freundlich in meinem Hochdeutsch oder hat er sich nur ertappt gefühlt und hat deshalb so zu rüpeln angefangen. Ich weiß es nicht. Jedenfalls ging es mir nach der Begegnung nicht gut. Als wir zurück an der Hütte waren, haben wir dann doch noch den Holzzaun um die Hütte herum fertig gepuzzelt. Danach ging es uns dann wieder besser. Wenigstens ist noch etwas geschehen an diesem verregneten Tag. Für einen Post an dem Abend war ich einfach zu müde.
Heute reist mein Bruder ab. Zuvor hole ich meine Sennerin Eva vom Parkplatz ab und wir frühstücken. Danach machen wir noch den Weg unterhalb der Alm um ca. 60cm breiter von Schnee frei. Jetzt kann jeder Traktor mit Hänger bis zur Almhütte durch. Nachdem wir uns trockene Klamotten angezogen haben, gehen wir in Richtung Berghotel und nehmen dort einen Cappuccino zum Abschied. Es hat gut getan mit meinem ältesten Bruder Zeit zu verbringen, mit ihm Schnee zu schippen und viel zu reden... Eva und ich nehmen den Weg zur Kapelle auf um den Zustand der Zäune zu erfassen. Der starke Regen zwingt uns zur Umkehr zur Hütte. Dort angekommen gibt es Chilli con carne und als Nachspeise einen Apfelstrudel. Eine wahrhaft leckere Mahlzeit. Der Plan für den Rest des Tages ist das Gebiet um die DAV Hütte anzuschauen. Die Ausführung unseres Planes wird jedoch noch warten müssen. Wir bekommen spontanen Besuch von Gerhard, einem Almerer in der Nachbarschaft, und dann kommen Pächter einer anderen Hütte und bringen eine Fuhre Holz für uns. Wir richten das Brennholz im Stall auf und dann, nachdem sich alle verabschiedet haben, kommen wir doch noch zu einem kleinen Abstecher zur DAV Hütte.
Gestern haben wir mit Eva und Bernhard eine erste Erkundungstour auf den Fährten des Zaunes um die Koppel, auf der die DAV Hütte steht, gemacht. Alles Holzstempen mit Stacheldraht der unter Strom gesetzt wird. Wir fanden einige Lager mit Kunststoffstempen. Etwa 10 Holzstempen waren unter der Erdoberfläche verfault unter der Erde. Als wir merken, dass der Stacheldraht zuende ist und die Litze anfängt, hören wir auf und gehen zur Hütte zurück. Gerade als die Hütte in Sicht kommt, fährt ein Auto vor. Wir bekommen von einem Mann und vier Kindern. Die Kinder sind super brav und bringen eine angenehme Stimmung in die Stube. Der Papa und Onkel ist ein sehr angenehmer Mensch. Wir kommen schnell ins Gespräch und so vergeht die Zeit wie im Fluge.
Heute Nacht ist freie Sicht bis nach München. Die wollte ich Euch nicht vorenthalten. Ansonsten war der Tag heute der Einstieg ins Zäunen. Mit Hans-Peter haben wir den Zaun um die DAV Hütte eingehängt und verfaulte Stempen durch neue ersetzt. Nur ein kleier Rest bleibt noch. Dann haben wir gemütlich Brotzeit gemacht. Später am Abend habe ich vor Sonnenuntergang noch die Zäune um die Hütte eingehängt und soweit notwendig repariert. Nach Sonnenuntergang habe ich noch viel Kommunikation betrieben...
Heute ist Schmuddelwetter. Da starker Regen und für morgen Schnee angesagt ist, konzentriere ich mich auf das Machen von Anmachholz. Inzwischen habe ich ausprobiert ob ich mit diesen Scheiten besser Feuer anzünden kann. Es geht... Inzwischen kümmere ich mich um Zaunmaterial. Mit dem Nachbarsenner sitze ich eine Weile zusammen. Er erzählt von den vergangenen Almsommern... Nicht so rosig. Es ist vieles im Argen. Mal sehen ob ich das geregelt bekomme. Wenn nicht, muss ich aufgeben.
Ich bin eingeschneit, wie mein heutiges Bild verrät. Heute muss ich sehen, dass ich das Feuer nicht ausgehen lasse. Einmal ist es schon misslungen, das Anzünden, aber ich lerne immer wieder dazu. Aber keine Sorge... Essen habe ich bei sparsamen Verzehr für einige Tage genug. Aber so schlimm ist es nicht. Man kann ins Tal fahren und kommt auch von dort aus wieder zurück. Es ist nur eine schöne Vorstellung mal ganz auf sich gestellt zu sein. Eben kam die Sonne heraus, nun ist es wieder grau in grau. Irgendwie ist das heizen mit Holz schon eine Herausforderung. Meist wird es zu warm, aber selten zu kalt. Morgen soll es schön werden, was auch hoffentlich heißt, dass der Schnee schnell schmilzt. In die Hänge zu steigen und den Stacheldrahtzaun einzuhängen ist bei dem nassen Untergrund eine echte Herausforderung.
Gestern ist definitiv der Hammertag gewesen. Viele hunderte Zaunpfähle haben die Helfer verteilt und hereingeschlagen. Die Hälfte der Koppeln sind damit gesetzt. Heute bekommen die Stempen jeweils einen Isolator und so viel wie möglich Litze. Außerdem hängen Eva und ich so viel Stacheldraht ein, wie wir können. Das wird ein anstrengender Tag. Leider ist der Plan aber nicht aufgegangen. Ein Helfer, den die Almgemeinschaft bestellt hatte, hat mir die Almzaunelektrik erklärt. Damit ging der Tag drauf.
Heute ist einiges geschehen. Ein gutes Stück der Außenzäune ist eingehängt. Es müssen noch morsche Stempen ersetzt werden. Das Gelände war steil und vermoost, also rutschig und es zog sich hin, als gäbe es kein Ende. Die Kräfte waren zum Schluss futsch und das leckere Essen, das Eva gekocht hat, schmeckte um so besser... Für ein heutiges Foto bin ich zu erledigt. Das, was wir erledigt haben, ergibt einen Fleckerlteppich an Aufgaben, die noch bleiben.
Dank Bernhard und Oliver haben wir weiter an zwei Koppeln arbeiten können. Unsere Fitness steigert sich von Tag zu Tag und wenn wir aus dem sehr schwierigen Gelände auf den normalen Fußweg kommen, dann fühlt sich das irgendwie leicht an... Die Arbeit ist schwer. Die Gesamtfläche ist etwa halb so groß wie die der Alm, auf der ich mein Praktikum gemacht habe. Dafür hat es ein Vielfaches an Länge Zäune... Unglaublich, wieviel Arbeit 13 Koppeln und 18,6 km Zaun machen können. Die Länge an und für sich wäre nicht das Problem, es sind die Höhenmeter und die Steilheit des Geländes...
Draußen regnet es Bindfäden; es ist naßkalt. Da heize ich jetzt den Ofen an. Gott sei Dank habe ich heute noch den Stacheldrahtzaun um die DAV-Hütte zwischen den beiden Wanderwegen und bis hin zum Steilhang eingehängt. So bleibt noch der Zaun, der an der Ostseite an die nächste Weide angrenzt. Gestern haben Hans-Peter und ich alles das geschafft, was wir am Tag zuvor angefangen haben. Eine Verbindung zwischen den beiden Hauptwegen und das Ausasten der Almgrenze Richtung Osten bleibt noch. Auch das Berghotel ist noch nicht fertig ausgezäunt. Es bleiben auch die Weiden um den Berg herum, dessen Name meine Alm trägt. Dabei handelt es sich um viele steile Hänge, in denen die Tiere grasen werden. So langsam wird es warm in der Stube.
Starker Nebel und Regenschauer verdüstern das Gemüt. Heute Vormittag habe ich bei Nieselregen Übergänge gemacht. Es ist immernoch naßkalt. 20m durch Gras und die Bergschuhe und der Hosensaum sind waschelnaß. An einen Gang durchs Gelände ist gar nicht zu denken. Da ist es viel zu rutschig bei diesen steilen Hängen. Während einem guten Mittagessen im Berghotel fängt es richtig zu regnen an und ich gebe auf. Mich fröstelt und mir ist gar nicht gut. Der Ofen kann gar nicht warm genug sein. Ich glaube, ich brüte etwas aus.
Alles Frösteln von gestern ist vergessen als ich mich nachmittags wieder auf den Weg ins Gelände mache. Zäunen und Ausasten ist angesagt. Zuvor waren die Kaminkehrer da. Die Winterpächter kamen mit einer Fuhre Holz und Weißwürsten. Am Abend habe ich dann noch Besuch von meiner Nachbaralm. Da heißt es jetzt zum zweiten Male Großreine zu machen. Aber schön war's!
Die Sonne schien heute hell in meine Kammer. Es verspricht ein schöner sonniger Tag zu werden. Es kommt ein Bauer zu helfen. Seine Koppeln sind aber schon fast fertig. Mal sehen ob er auch bei anderen Koppeln mithelfen wird. Jetzt wird es Zeit. Über heute und das Pfingstwochenende schreibe ich am Tag darauf.
Es ist ein sonniger Tag heute und es ist, dank der Sennerin und der Helfer Bernhard und Oliver sehr viel geschehen. Um den Berg herum sind alle Stacheldrahtzäune eingehängt und fast alle Kunststoffstempen gesetzt. Jetzt habe ich während der Woche Einhängen der Litzen, Anschlussarbeiten und einige Koppelzäune zu machen. Viel Arbeit, die noch vor mir liegt.
Pfingstsamstag und -sonntag waren mein Freund Oliver und ich in Frankfurt bei den Final 4 der JBBL und NBBL. Mein Sohn Oliver war dort als Trainer der NBBL Mannschaft der Basketball Akademie Urspring angetreten. Sie erreichten den 3. Platz im Kampf um den Deutschen Meister. Oliver wurde zudem ausgezeichnet als bester Trainer der Saison 2022 / 2023. Dieses Wochenende war voller wundervoller Momente.
Am letzten Freitag war einer meiner Bauern bei mir oben um beim Zäunen zu helfen. Er heißt auch Thomas und ist ein sehr feiner und sehr hilfsbereiter Mensch. Wir haben uns gleich sehr gut verstanden.
Die Arbeit ist anstrengend und dauert... Unterwegs stoße ich auf eine Spur, die auffallend gut ausschaut. Bär, Wolf oder Hund??? Ich mache Fotos. Am Abend falle ich nach einer warmen Dusche ins Bett und schlafe tief und fest.
Zuerst arbeite ich zusammen mit meinem Almnachbarn. Ich zeige ihm die Fotos von der Spur, die ich gestern gefunden habe. Am Mittag meldet sich die Untere Naturschutzbehörde bei mir. Der Ranger unseres Gebietes möchte gerne einen Gipsabdruck nehmen. Ob ich die genauen Koordinaten hätte. Ich habe bei meinem Handy die Standortfunktion für Fotos eingeschaltet und konnte somit die Koodinaten des Fundes bis auf 3 Meter genau durchgeben. Zusätzlich suche ich mir eine Aufgabe beim Zäunen, die mich an der Stelle vorbei führt. Nach einigem suchen finde ich die Spur wieder, sichere den Fund mit einem gelben Kunststoffeimer und beschwere den Eimer mit einem Stein. Morgen will der Ranger die Spur begutachten und seinen Gipsabdruck machen. Nachdem mir der Ranger auch noch ein Foto vom Vergleich Hund- und Wolfspfotenabdrücke geschickt hat, wird auch mir klar, dass es sich hier wohl um einen großen Hund handelt, vielleicht ein Berner Sennenhund?
Dann geschieht heute doch noch etwas ganz besonderes. Ich lerne auf meinem Weg zur Pfotenspur eine supernette Familie mit drei Kindern kennen, die mir vom ersten Moment an ans Herz wächst. Wir sehen uns später noch einmal am Gipfel meines Almberges und warten zusammen bei sehr guten Gesprächen auf den Sonnenuntergang. Jeder fröstelt und genießt den Ausblick. Danke für diese Glücksmomente!!!
Der Tag beginnt damit, dass ich meinen Wecker heute Nacht ausgeschaltet habe. Einmal wieder ausschlafen. 9:30 werde ich wach und begrüße den Tag voller Vorfreude auf das, was passieren mag. Ich bringe die Notizen für meinen Almmeister auf den aktuellsten Stand und überlege, welchen Abschnitt ich als nächstes umsetze. Nach einem leichten Mittagessen - es gibt einen leckeren Salat - mache ich mich auf den Weg ins Gelände und schaffe einen Abschnitt. Beim zweiten Abschnitt verläßt mich der Mut und ich vertage die Weiterarbeit auf morgen. Die vergangenen Tage waren einfach zu heftig.
Von unserem Ranger bekomme ich jetzt die Nachricht, dass es sich bei der Spur eindeutig um einen Hund gehandelt hat. Entspannung auf allen Ebenen.
Dass wir den Tag gestern heile überlebt haben, ist nicht selbstverständlich. Wir waren in einem Gelände unterwegs, dass ein Gefälle von mehr als 100% hat und das total rutschig ist. Eva und ich haben dort Litze eingehängt und ausgeastet und sind beide regelmäßig ausgerutscht. Während der Arbeit kommt uns eine Reservetrommel mit Litze aus. Sie rollt und springt den steilen Hang hinunter und wir befürchten, dass sie jemanden auf dem unten verlaufenden Wanderweg treffen könnte. Sie bleibt aber Gott sei Dank in einer kleinen Senke liegen. Danach erscheint eine Schafherde mit ihrem Schäfer auf dem Weg dort unten und zieht vorbei. Wir waren erleichtert als wir die Passage hinter uns hatten. Eine kurze Rast und weiter ging es mit Ausasten.
Heute sind wir noch einmal fleißig. Eine Lücke in einer Umzäunung einer Weide ist zu schließen. Wir lachen viel über unser Geschick. Zwei mal ging uns die Litze aus und das auf einem relativ kurzen Abschnitt. Am Abend ist dann noch die Montage einer Weidepeitsche dran. Dann stellen wir fest, dass irgend ein Irrer mutwillig zwei Zaunstempen auf der Rodelbahn herausgerissen hat und die Feder mit dem Griff vollkommen demoliert hat. Wir stellen fest, dass wir schon mit Reparaturarbeiten beschäftigt sind bevor überhaupt ein Tier auf die Weiden kommt und lernen, dass die Zäune sehr regelmäßig überprüft werden müssen.
Wir können jetzt eigentlich den Bauern das Signal "Zaun fertig" geben. Wir müssen kleinere Anschlussarbeiten erledigen, die Zäune testweise unter Strom setzen und dann können die Tiere kommen.
Heute reparieren wir einen Übergang und schaffen einen Zugang zu einer Koppel. Danach bergen wir die Trommel Litze von dem Steilhang. Die Perspektive hatte uns getäuscht. Die Trommel lag doch ziemlich in der Mitte des Hangs. So ist der Auf- und Abstieg doch anstrengender als gedacht und wir freuen uns auf unser Mittagessen in unserem benachbarten Berggasthof und ruhen uns danach auf unserer Bank hinter der Almhütte aus. Als Eva dann wieder ins Tal muss, fällt mir der Abschied schwer. Dann melde ich noch meinem Almmeister, dass die Zäune bis auf ein paar Kleinigkeiten fertig sind und dann nur noch unter Strom gesetzt werden müssen. Der Fachmann für die Wasserversorgung kommt am Dienstag oder Mittwoch und nimmt die Wasserstellen in Betrieb. Dann dürfen die Tiere kommen.
Nachdem ich gestern eine Liste der Restarbeiten erstellt habe, stehe ich später auf und arbeite zügig vor mich hin. Unterwegs begegne ich dem Almnachbarn. Er kommt mit einem Hänger, auf dem er einen Kühlschrank und zwei Matratzen transportiert. Er zieht jetzt in seine Almhütte ein und fängt gleich mit dem Zäunen an. Er braucht noch Holzstempen und will am Nachmittag vorbei kommen um welche zu holen. Inzwischen wird mein Almgebiet von Wolken eingehüllt. Man sieht die Hand vor Augen kaum.
Am Nachmittag erreicht mich die Nachricht, dass am Dienstag, den 13. Juni die Kälber von dem Bauern Thomas zu mir herauf kommen. Ich freue mich! Dann besucht mich der Vater des Hüttenwarts der Nachbarhütte. Es entwickelt sich ein nettes Gespräch und Eva und ich sind zum Grillen am 17. Juni eingeladen.
In diesen Tagen kommen jetzt die Anmeldungen für den Auftrieb der Viehherden herein. Ich bin schon sehr aufgeregt. Das elektrifizieren des Weidezauns ist dagegen in einigen Teilen noch nicht gelungen. Die Litzen sind in einem sehr schlechten Zustand, weshalb zum Teil in einem Knoten schnell einmal 4.000 Volt verloren gehen. Ich muss also sehr intensiv nacharbeiten, vor allem bei einer Zuleitung für den Anteil hinter dem Almberg.
Gestern und heute ist der Fachmann für die Wasserversorgung da und heute nehmen wir zusammen den ersten Wassertrog in Betrieb. Den zweiten Trog auf dem Almberg bereite ich selbständig vor. Dafür mache ich schnell einmal über 300 Höhenmeter. Dann genieße ich die Aussicht vom dem Gipfel. Beim Abstieg in eine andere Richtung komme ich an eine Stelle, an der ich noch nie zuvor gewesen bin. Nach einem Durchgang folge ich dem Verlauf des Stacheldrahtzaunes, der schon eingehängt ist. Ich erkenne keinen Teil wieder. Ich frage meine Helfer ob sie sich erinner: Fehlanzeige. Ich bin verunsichert, gehe aber den Zaun weiter ab, finde einige Erdkontakte und lande schließlich in vertrautem Gelände. Ich muss dieses Rätsel ein anderes Mal lösen. Für heute habe ich genügend geschafft. Morgen ist auch noch ein Tag.
Jetzt wird eines klar. Wir haben fast überall volle 8.000 Volt auf den Weidezäunen. Ich versuche die Litze anzufassen und erschrecke. Der Strom ist kaum spührbar. Meine Bergschuhe haben Gummisohlen; das verstehe ich erst, als ich versehentlich mit der einen Hand an die Litze und mit der anderen an einen Stahlstempen fasse. Das gibt einen schrecklichen Schlag. Gott sei Dank, der Elektrozaun funktioniert.
Dann gibt unser Nachbaralmerer uns einen Tipp, die Isolatoren niedriger zu setzen, denn wenn die Jungtiere äsen, dann probieren sie auch auf der anderen Seite des Zaunes zu fressen, bekommen die zu hohe Litze im Rücken ab und brechen dann durch den Zaun durch und die anderen Rinder gehen dann mit. Also die Isolatoren lieber tiefer setzen. Das ist bei den vielen Holzstempen schon eine Aufgabe für Sträflinge; eine Aufgabe, die wir heute beginnen und morgen fortsetzen.
Gestern Abend waren wir auf der übernächsten Alm zum Abendessen eingeladen. Es war ein überaus fröhlicher Abend und das Essen war köstlich und reichhaltig. Heute beginne ich mit den Vorbereitungen für mein Konzert am 1. August.
Morgen kommen die ersten Tiere. Mittwoch und Donnerstag kommen zwei weitere Herden. Da sind wir schon sehr aufgeregt. In diesen Tagen wird klar, welche Bauern wie mit ihren Tieren sind und wer sich intensiv kümmert... Wir freuen uns schon, wenn die Tiere da sind und wir die Glöckerl hören. Heute bekommen wir Benzin für die Motorsense und probieren sie gleich im Almgarten aus. Ob ich sie richtig bediene, weiß ich nicht. Jedenfalls sieht der Garten danach gerupft und nicht geschnitten aus. Bei Sonnenuntergang sind wir noch nicht fertig. Es bleibt noch genug Arbeit für einen der nächsten Tage übrig. Morgen bekommen wir die Leckerlies für die Tiere, damit wir uns gleich beliebt machen können.
Heute kommen die ersten Jungtiere zu uns auf die Alm. Sie fühlen sich gleich sauwohl, so wie es aussieht. Sie müssen erst lernen aus einem großen Trog statt aus einem Wasserfass mit Blechspender zu trinken und sie stellen sich dabei sehr gut an. Der Bauer Thomas ist einer von denen, der seine Tiere gut behandelt und das merkt man den Tieren auch an. Sie sind sehr ruhig, als sie aus dem Viehwagen heraus gehen und folgen dem Bauern in Reih und Glied. Der Bauer hat seine ganze Familie dabei, die alle beim Auftrieb helfen. Maria, seine Frau hat eine Brotzeit mitgebracht und so sitzen wir alle noch etwas zusammen und ratschen.
Die angemeldeten Leckerlies für unsere Jungtiere lassen auf sich warten.
Heute ist ein schöner Tag. Martin und seine Familie bringen die nächste Herde von 6 Jungtieren. Auch hier haben wir den Eindruck, dass Tier und Mensch eine gute Beziehung pflegen. Wir laden Martin und seine Familie zu uns ein und auch hier ergeben sich gute Gespräche. Am Abend sehen wir, dass die Tiere ihre Wasserstelle gefunden haben. Bei der anderen Herde halte ich mich länger auf. Das bringt Ruhe in mich. Zwei Tiere gehen schon neugierig auf mich zu. Morgen kommt eine große Herde von 30 Tieren in eine der größeren Koppeln
Heute ist wieder ein wunderschöner Tag. Es kommt eine Herde von 30 Tieren aus dem Tal herauf. Hans ist der Bauer und er bringt gleich drei Helfer mit, die ihn beim Treiben der Herde unterstützen. Eva und ich tun kleinere Einweiserdienste. Die Herde ist in drei Gruppen aufgeteilt und alle Tiere kommen heile in ihrer neuen Koppel an. Am Nachmittag beginne ich mit dem Anfüttern von Martins kleiner Herde und habe gleich fast alle um mich herum stehen. Dann pfeife ich den Tieren ein Oboensolo aus der Sarabande aus einem von Georg Friedrich Händel vor. Da sind alle Tiere plötzlich so gespannt am Zuhören, dass keine Kuhglocke zu hören ist. Das ist ein tolles Erlebnis. Das probiere ich gleich morgen wieder aus. Am frühen Abend übe ich dann noch eine Stunde Oboe in der Vorbereitung auf unser Konzert - zusammen mit Martina Holzer an der Harfe - am 1. August um 20:00 Uhr in der Christuskirche in Schliersee. Das ist sehr anstrengend, macht aber viel Spass.
Heute regnet es zwischendurch ein paar mal, aber nie sehr lang und so bleibt der Boden rissig und strohtrocken. Und trotzdem schießen alle Pflanzen, vor allem in den Feuchtgebieten, hoch hinaus. Wir besuchen alle Tiere, zählen sie, reparieren Wasserstellen, messen die Zäune durch und reparieren sie. Wir gehen einer Schadenmeldung an einem Stacheldrahtzaun nach und finden den Schaden aber nicht. Dafür steigen wir durch unwegsames Gelände in ein Tal zu einem Bachlauf hinunter und wieder herauf. Und am Abend übe ich noch wieder, dieses Mal Englischhorn. Am Abend schlafe ich im Sitzen ein. Es ist ein voller Tag. Die Tiere werden immer zutraulicher und hören inzwischen auf mein "Kaiberl kiem", wie auch immer dies geschrieben wird.
Anfüttern oder Mirthen (keine Ahnung, wie das richtig geschrieben wird) ist anscheinend eine Sache, die jeder etwas anders tut und so bin ich froh, dass ich heute Vormittag mit meinem Almnachbarn Gerhard telefonieren kann und dass wir heute Mittag einen Kurzbesuch von Simon - unser aller Chef - und seinem zweiten Mann Franz bekommen. Alle drei erklären mir in aller Kürze, wie es richtig geht. So wie ich es versucht habe, ist es jedenfalls nicht richtig. Und so steigt meine Stimmung aus dem Keller wieder empor. Wenn man mit der Hand in die Schnauze füttert oder aus der Hand schlecken läßt, dann werden die Tiere immer fordernder, bis sie Dich über den Haufen rennen. Auch kommen nur die ranghohen Tiere so zu Dir her und die anderen schauen in die Röhre. Man soll besser auf einige Steine verteilt das Kleie-Salz-Gemisch so hinstreuen, dass die rangniedrigen Tiere auch etwas abbekommen, am besten auch so, dass sie es nicht direkt mitbekommen. Es sei viel wichtiger, dass die Tiere meine Stimme kennen lernen und so soll ich ganz viel mit ihnen reden und auf die rangniedrigen Tiere zugehen. Aus einem Kübel zu Füttern, sei mit Vorsicht zu genießen, da sich auch hier die ranghöheren Tiere vordrängeln. Dann lobt Simon noch unsere Zaunbauarbeit. Das tut gut.
Heute geht es mir schon von Anfang an bescheiden. Ich komme kaum aus dem Bett und beschließe nur das absolut notwendige Pflichtprogramm zu erledigen. Nach einem schnellen Frühstück geht es auf die Koppeln, nach den Tieren schauen. Ich kann sie nicht an meiner Hand lecken lassen. Ich spreche mit ihnen und das ist alles, was für mich machbar ist. Ich schaue zuerst bei meiner 6er Gruppe vorbei und dann gehe ich zu der 30er Gruppe und zähle einige Male 29, bis ich zum Schluss bemerke, dass sich ein Tier inmitten einer kleinen Gruppe versteckt hat. Gott sei Dank, alle da und allem Anschein nach wohlauf. Dann bekomme ich einen Anruf. Eine weitere 7er Gruppe kommt zur Mittagszeit herauf. Ich spreche alles notwendige mit dem freundlichen Bauern ab und bereite die Koppel um die Almhütte vor. Als die Tiere schließlich in einem Hänger kommen, ist das der Lichtblick für diesen Tag. Es ist das erste gehörnte Fleckvieh, das ich auf meine Alm bekomme. Drei Trächtige und vier Einjährige. Kurz nachdem der Bauer und sein Helfer wieder abfahren, beginnt ein Schauspiel, das ich so noch nicht erlebt habe. Die 6er Gruppe kommt eilig an den gemeinsamen Zaun und begrüßt die Neuankömlinge. Ich bleibe in der Nähe, damit mir kein Tier durch den Zaun geht. Es ist eine fröhliche Begrüßung und bis in den Nachmittag bleiben die Gruppen in Sichtweite voneinander zusammen. Dann sinkt meine Stimmung wieder und ich falle in ein Loch. Nach einem schnellen Mittagessen und viel zu viel Süßigkeiten mit mindestens einem Kaffee zu viel, mache ich mich ans Schreiben einer organisatorischen eMail an den Sprecher unseres Adventssingens am Sonntag 10.12.2023 19:30 in der Hl. Dreifaltigkeits Kirche in Wörnsmühl. Das lenkt mich etwas ab.
Gestern war ein schöner Tag, der nur dadurch getrübt wurde, dass Eva wieder heim mußte. Wir machten gemeinsam unsere Runde durch die Koppeln und während dessen kam für mich überraschend mein Freund Bernhard zu Fuß vom Parkplatz im Tal herauf. Wir aßen gemeinsam im Berggasthof zu Mittag.
Bei der Pumpe ist die Sicherung geflogen. Das Weidezaunband in der Senke ist defekt. Die drei Weideschranken bei der Hütte sind beschädigt worden. Die 30er Gruppe versteckt sich zum Teil im Wald und zeigt sich mir nicht. 9 Tiere sind noch unterwegs, die anderen habe ich an ihren Ruheplätzen gefunden. 12 haben einen neuen Platz gefunden und irrten dort herum, als fänden sie den Weg zurück nicht. Ich werde zum dritten mal eine Runde dorthin machen. Alle anderen sind wohl auf. Die 963 von der 22er Gruppe ist zwar müde und ein wenig abseits wie gestern auch, steht aber auf und geht auf mich zu. So ist vorerst einmal alles gut. Tom vom Bergrestaurant ist ein begeisteter Almererfan und wollte mich besuchen kommen. Ich denke, er hat es vergessen. Morgen kommt mich Hans-Peter besuchen. Darauf freue ich mich schon sehr.
Und wie es mir geht? Ferngesteuert und abgekämpft müde. Mir geht es nicht gut!
Gestern Abend habe ich dann doch noch die 30er Gruppe komplett gesehen. 18 waren bei der Wasserstelle und 12 auf der anderen Seite des Berggasthofes. Mich lockten die Schreie der Tiere dort hin. Sie waren in Aufruhe, weil dort ein Fahnenmast aufgebaut wurde. Alle waren sie neugierig. Ich beruhigte sie und blieb, bis das Aufstellen erledigt war.
Heute ist ein besserer Tag. Hans-Peter kommt zu Besuch. Vorher gehe ich aber die Weiden ab und finde um meine Hütte herum nur eines von 7 Tieren. Die anderen finde ich ganz oben unter den Bäumen. Gott sei Dank. Dann komme ich zur 30er Gruppe. Der Wassertrog ist leer und ein Stück den Berg herunter gerutscht. Es ist eine Plackerei ihn wieder an seinen Platz zu bekommen. Als ich den Schlauch wieder fixiere so gut es geht, beginnt der Kampf von mindestens 20 Tieren um jeden Schwab der aus der Leitung kommt. So bekommt der Trog keinen Festen Stand und ich muss die Streithännen immer wieder auseinander treiben. Der Durst ist allerdings so gewaltig, dass das nicht viel bringt und so versuche ich so viel Durst wie möglich zu stillen bevor der Trog dann durch Wasser etwas Standfestigkeit bekommt, das ich mich zurückziehen kann. Die Zählung ergibt 30, nach mehrmaligem Anlauf.
Dann kommt Hans-Peter, was mich sehr freut - Herzlichen Gruß an seine liebe Frau Ulrike. Wir ersetzen noch den schadhaften Zaun in der Senke und schauen uns die Weidepeitsche an, von der ich noch nicht so überzeugt bin. Dann gehen wir im Berggasthof zum Essen. Es schmeckt wieder hervorragend. Tom ist auch da und er erzählt uns, dass er bei der Rettung fährt und die letzten beiden Tage viele Menschen wegen der Hitze umgekippt sind, er durchgehend im Einsatz war und deshalb nicht kommen konnte. Nach unserem gemeinsamen Essen verabschiedet sich Hans-Peter. Es schaut nach einem Wetter aus, und so möchte er dem Wetter voraus im Tal ankommen. Er ist schnell und das Wetter verzieht sich derweil. Jetzt ist wieder Sonnenschein und es sind nur noch dünne hohe Wolken am Himmel. Im Schatten vor der Hütte schreibe ich diese Zeilen und bin sehr froh über Euren Zuspruch, der mich aus meinem Tief heraus hilft.
Meine Runde durch die Koppeln bringe ich heute Vormittag recht schnell hinter mich. Alle vollständig und keine auffällig. Danach übe ich Oboe und Englischhorn. Meine Mundstücke sind nicht gerade gut und so versuche ich, allerdings erfolglos, etwas an dem Zustand zu ändern. Dann mache ich mir ein warmes Mittagessen, eher eine Seltenheit. Eben bekomme ich eine WhatsApp Sprachnachricht, dass morgen wieder neue Kälber zu mir herauf kommen.
Gestern kamen die letzten Tiere zu mir herauf. Zwei vom Bauern Georg und 17 vom Bauern Ägidius, der in zwei Fuhren lieferte. So sind wir jetzt vollständig.
Heute ist wieder ein Tag voller Eindrücke und Erlebnisse. Wir machen die Runde durch die Koppeln nebenbei, Tiere zählen und Wasserstelle kontrollieren. Auf dieser Tour treffen wir auf Franz und seine Frau Maria. Franz war letztes Jahr Almerer hier. Er konnte dieses Jahr nicht zusagen, weil er in der Arbeit nicht freigestellt werden konnte. Ab nächstem Jahr geht er in Rente und dann würde er wieder wollen. Wir haben gute Gespräche und freuen uns, dass wir uns gleich sehr gut verstehen. Es fällt auf, dass er im Berggasthof, in dem wir zu Mittag essen, von allen sehr herzlich begrüßt wird. Wir bombadieren Franz mit Fragen und er beantwortet sie in aller Ruhe. Kurz nachdem Franz und Maria sich verabschieden, bekomme ich einen Anruf vom Bauern Sepp, dessen 7 Tiere von der Almhüttenkoppel noch hinter den Berg getrieben werden müssen. Wir verabreden uns und er kommt eine halbe Stunde später bei uns an. Beim Treiben der Tiere stelle ich mich sehr ungeschickt an. Es ist mein erstes Umtreiben und ich gehe da viel zu naiv dran. Die Tiere laufen kreuz und quer. Ich will die Tiere mit Kleie und Salz in einem Eimer locken, aber das saftige Gras ist viel interessanter. So stehe ich ihnen eigentlich nur im Weg herum. Die Tiere weichen mir aus und so müssen Eva und Sepp sie dann wieder einfangen. Irgendwann schafft es Sepp dann, sie in ihre Koppel zu lotsen. Gemeinsam bringen wir die Tiere noch zu ihrer Wasserstelle. Sein Ärger über mich verfliegt schnell, als wir anschließend noch gemütlich an der Hütte sitzen und einen Radler trinken. Ich habe mich blamiert und wäre am liebsten unangespitzt im Boden versunken. Da das nicht geht, hoffe ich darauf, dass es bei einem anderen Mal besser geht. Da überlasse ich dann dem Bauern, dessen Tiere getrieben werden, gerne das Locken.
Der Tag beginnt mit dem Heraufpumpen des Wassers für die sieben Tiere vom Bauern Sepp oben auf dem Berg. Das Pumpen übernimmt Eva und ich die Kontrolle des Wassers und den Versuch zu mirthen. Das gelingt mit drei Tieren. Die anderen vier wecken gerade eine Gruppe von vier Jugendlichen auf, die mitten in der Weide in Schlafsäcken übernachtet haben. Vor dem Frühstück habe ich also 200 Höhenmeter herauf und herunter zurückgelegt. Das wird ab jetzt Teil des Pflichtprogramms. Eva hat ein fulminantes Frühstück zubereitet und inzwischen einiges im Haushalt erledigt. Da bin ich ihr echt dankbar. Dann nehmen wir unsere Runde durch die anderen vier Koppeln auf und versuchen alle Tiere zu zählen und zu mirthen wo es irgend möglich ist. Ich muss noch lernen mit den Tieren nicht irgend etwas zu reden sondern den Lockruf mit dem anfüttern zu verbinden. Mich frustriert dann doch eher die Erzählung über eine Sennerin, der die Tiere schon nach zwei Tagen nachlaufen. So gut läuft das bei mir nicht. Sie laufen mir nur so lange nach, wie sie denken, dass sie noch etwas von dem Kleie-Salz-Gemisch abbekommen, danach bin ich ihnen egal. Ich wünsche mir schon etwas mehr persönliche Beziehung, die nicht aufs Fressen reduziert ist. Ich bin ungeduldig; merkt man, nicht wahr? Also probiere ich morgen das Mirthen wieder, und dieses Mal ohne hilfreiche Anleitung von Eva, die allem Anschein nach besser zugehört hat, was der Bauer Simon uns übers Anfüttern erzählt hat. Vielleicht hat die Sennerin, von der die Rede war, ja auch nicht 84 Tiere sondern nur 20? Ein Tier hat sich eine kleine Fleischwunde zugezogen, die ich mit Blau-Spray behandle.
Dann kommen noch Bernhard und Melanie auf einen kurzen Ratsch vorbei, ersteigen den Almberg und kehren anschließend im Berggasthof ein, während wir uns ein leckeres Mittagessen kochen. Nach einer Mittagsruhe gibt es noch Waffeln und Kaffee. Am Abend, nach einem kleinen Imbiss, heißt es dann Abschied nehmen und ich fahre Eva wieder ins Tal hinunter.
Der Wecker geht um fünf und aufgestanden bin ich um gegen sechs. Der Frühsport zu der 7er-Gruppe auf dem Almberg mache ich in etwa einer Stunde incl. Pumpen und Mirthen. Das ist eine gute Zeit. Dann gibt es Frühstück. Das Mirthen in den Koppeln gestaltet sich etwas chaotisch. Die ranghöheren Schubsen die anderen weg und futtern in aller Hast das, was gar nicht für sie gedacht war. Der Ruf "Kalberl, Kalberl hau" oder "... gäh" oder "... kiem" - wie auch immer diese Worte geschrieben werden - genügen jedenfalls schon um die Tiere auf den Ablageort von gestern zu konzentrieren, auch wenn ich dort noch gar nichts hingestreut habe. Ein bischen dumm und ein wenig schlau. Ich bin gespannt, wie das weiter geht. Das Mirthen mache ich heute in jeder der fünf Koppeln. Das Tier mit der Fleischwunde hat Heilfleisch. Die Wunde sieht unauffällig aus und ist voll verkrustet. Mal sehen, vielleicht mirthe ich morgen nicht. Einer der Nachbaralmerer macht das auch nur jeden zweiten Tag. Zum Mittag geht es in das Panoramarestaurant bei der Bergstation der Seilbahn. Toni ist sehr freundlich, wie immer und es schmeckt sehr gut. Den ganzen Nachmittag bis zum Abendessen übe ich für das Konzert. Ich bestelle neue Mundstücke bei Kai Rapsch, dem Englischhornisten der Münchner Philharmoniker. Außerdem finde ich noch ein Mundstück, das ich für das Konzert gebrauchen könnte. Es hat eine ganz andere Bahn, wie man den Verlauf zur Spitze des Mundstücks nennt. Sehr interessant und auch erfrischend anders. Mir tut der Rücken weh und so ziehe ich mich warm an und setze mich zum Essen, für die Büroarbeiten und zum Telefonieren noch vor die Hütte.
Frühsport etwas später. Ich warte den Regenschauer ab und dann ab zur Pumpstation und weiter auf den Almberg zu der 7er-Gruppe. Ich finde sie nicht beim Wassertrog sondern nahe dem Gipfelkreuz. Der Weg ist rutschig, aber ich schaffe es ohne Sturz. Danach ist meine Regenkleidung waschelnaß von außen und von innen. Atmungsaktiv wäre wohl besser, aber so schwitzt man eigentlich so viel, wie von draußen an Feuchtigkeit abgehalten wird. Ich schütte einen Eimer Wasser über die Kleidung, weil sie voller Lehm ist. Nachdem ich gefrühstückt habe, mache ich mich ans Üben. Doch dann ruft der Nachbaralmerer Wolfgang an und braucht mich für das Umtreiben einer seiner Herden. Als ich pünktlich zum vereinbarten Termin ankomme, ist er schon fertig mit Treiben und buchsiert gerade das letzte Tier in die neue Weide herein. Ein Tier sei noch auf der alten Weide, meint Wolfgang und das sei eines zu viel. Als wir dem Tier nachgehen, finden wir einen braunen Busch, der sich im Wind bewegt hat. Wir sind beide der optischen Täuschung erlegen, aber dennoch froh, dass kein Tier aus der Nachbarkoppel durchgegangen ist. Wir ratschen noch bei einem Kaffee und einem warmen Ofen. Mich fröstelt. Dann schlage ich vor, dass wir zusammen kochen bei mir in der Hütte. In der Zwischenzeit kommt Simon unser gemeinsamer Chef und wir reden wieder über das Mirthen und die Gefahren, die dabei auftreten können. Dann machen wir uns auf den Weg zu meiner Hütte, nicht ohne einen lieblichen Wein mitzunehmen. Eva hat eine Sauce Bolognese gekocht und wir machen dazu Fusilli (Bohrernudeln). Wolfgang als gelernter Koch lobt die Sauce. Mit guten Gesprächen geht der Tag zuende.
Heute ist ein guter Tag. Der Regen hört am Morgen auf und am Nachmittag ist die Sonne wieder da. Am Morgen waschelnaß an den Füßen herauf bis über die Knie. Gut dass ich Regenkleidung mitgenommen habe. Ich frühstücke dieses Mal zuerst um den Nieselregen abzuwarten und mache dann meine Runde zur Pumpe und zu den sieben Mädels auf dem Berg. Die haben sich zuerst im Wald versteckt, kommen dann aber heraus und kommen in meine Nähe um zu grasen. Was ich zunächst nicht kapiere ist, dass mir sogar zwei Tiere nachlaufen. Das soll mir an diesem Tag noch öfter so gehen, bis ich begreife, dass sie mich auch in anderer Kleidung erkannt haben. Auf meiner Runde ruft mich ein Bauer an und bittet mich, eine Teilkoppel für seine Tiere zu öffnen. Das tue ich doch gerne und so kommen wieder einige Wege zusammen. Zum Schluss binde ich alle Plastikstempen in drei Packete und spreche eine vorbeikommende Familie an ob sie helfen möchten. Diese verneinten, vielleicht ein anderes Mal. Ich gebe nicht auf und frage ein Pärchen mit einem jungen Hund. Der Mann ist gleich bereit zu helfen und trägt zwei Pakete bis zur nächsten Hütte. Ich bedanke mich von Herzen und freue mich, dass ich eine viertel Stunde früher zum Mittagessen komme. Doch zuvor gehe ich noch bei den 8 Mädels vorbei, die der Almhütte am nächsten stehen. Ich habe kein Mirth dabei, aber auf meinen Ruf kommen nach und nach fast alle und zwei werden so zutraulich, dass ich sie am Rücken und an der Schulter kraulen kann. Das tut meiner Seele gut. Vielleicht spüren diese Tiere das. Sechs von diesen sind musikalisch, denn sie lauschen gespannt meinem kleinen Pfeifkonzert.
Nach dem Mittagessen in der Berggaststätte bin ich gut gelaunt und fange an zu üben. Ein kompletter Konzert Durchgang. Es klappt nicht so, wie ich es mir vorstelle. Das Mundstück ist so leicht, dass man jede Unsicherheit in der Atmung hören kann. Meine Hände wollen nicht warm werden, trotz körperlicher Arbeit am Vormittag. Es wird Zeit für eine gemeinsame Probe, bei der ich wieder die Harfe hören kann und wir erneut zusammen finden. Ich schicke Martina schon einmal meinen Konzertanteil und freue mich auf eine Antwort.
Gestern fing mein Tag mit einem erweiterten Rundgang auf den Almberg an. Ein sonniger Tag und die Wiesen waren schon früh trocken. Vom Gipfel stieg ich den steilen Südosthang herunter und kontrollierte den Zaun. Als das Tal mit der 30er Gruppe in Sicht kam, war ein starkes Gedränge um den Wassertrog auszumachen. Der Trog war verrutscht und die Tiere suchten den letzten Rest an Wasser. Ich beeilte mich um ihnen zur Hilfe zu kommen. Eva hatte schon am Wochenende zuvor eine bessere Lösung für das Problem vorgeschlagen. So zog ich den Wassertrog, so leer wie er war, den Berg herauf und positionierte ihn quer vor dem Betonsockel. Den Wasserschlauch hatten die Tiere weit herausgerissen und nur ein Tier hat begriffen, dass das Wasser dort heraus kommt. Ich befestigte den Schlauch wieder am Trog. Aus dem Schlauch rann das Wasser und so half ich den Tieren, dass sie sich das Wasser teilten und schlichtete Streit um die letzten Wassertropfen. Eine jede bekam einige Schluck und nach eineinhalb Stunden in brütender Hitze beruhigte sich die Situation und das Wasser konnte einlaufen und den Stand des Troges verbessern. Ich ging im Bergrestaurant essen und suchte danach die 30 Tiere wieder auf. Den Trog fand ich an seinem Platz und alle Tiere in entspannter Mittagsruhe. Einige Male noch überprüfte ich an diesem Tag den Wassertrog bis schließlich der Bauer Georg zu Hilfe kam, Evas Befestigungsidee umzusetzen. Ein stabiler Gurt hält seit dem den Trog am Betonsockel fest.
Der Tag heute beginnt mit dem Pumpen. Danach suche ich die 22 Tiere in ihrer Koppel. Diese sind weit oben zwischen den Bäumen zu finden. Als ich meinen Lockruf von mir gebe, kommen die ersten Tiere zu mir, das Leittier kommt sehr nahe, ich höre ihren Atem hinter mir. Schließlich sind alle in Bewegung den Berg herunter und werden immer schneller. Ich weiche der Herde aus und laß sie an mir vorbei rennen. Erst am Ende der Weide kommen alle zum Stillstand. Leider habe ich kein Mirth dabei. Ich gehe zum Panaoramarestaurant und treffe auf dem Weg dortin Bauer Sepp und meinen Almererkollegen Gerhard. Die beiden hatten gerade ein Tier versorgt, dass gestern die Spitze eines Horns verloren hatte. Das hatte gestern schrecklich geblutet. Mit Gerhard gehe ich einen Kaffee trinken und einen ausführlichen Ratsch halten.
Gestern war bestimmt vom Warten auf die 30er Gruppe. Sie sollte vom Tal auf den Berg umgetrieben werden. Am Nachmittag kam mein Freund Oliver zu besuch. Wir haben gegen Abend einen Versuch unternommen, zumindest 6 Tiere umzusetzen, die wir herauf zum Wassertrog gelockt hatten. Der Versuch misslang. Wir beschlossen auf sonniges Wetter zu warten, wenn alle gemeinsam am Wassertrog sind und mit Hilfe meiner Almerernachbarn geführt werden können. Den Abend ließen wir bei guten Gesprächen ausklingen, nachdem ich Eva ins Tal gebracht hatte.
Am Morgen regnet es und wir warten bei einem gemütlichen Frühstück ab, bis es aufhört. Dann machen wir die Runde um die unteren Koppeln. Bei der 17er Gruppe weichen Wanderer mit Hunden auf die nächste Koppel aus, weil einige Tiere auf dem Weg stehen. Bei der 22er Gruppe Mirthen wir und dann kommt auch noch die 17er Gruppe dran. Dann gehen wir beim Bergrestaurant essen. Gertraud, Angelika und Maralena kommen auf einen Überraschungsbesuch vorbei, was mich sehr freut! Oliver und ich schauen noch Formel1 und dann muss Oliver auch wieder ins Tal herunter.
Heute beginnt damit, dass ich verschlafe und erst gegen 9 Uhr die Hütte gen Wasserpumpe verlasse. Die 17er und 22er Gruppe ist vollständig. Das sagt mir ein Blick durch mein Fernglas. Auf dem Weg zu meiner 7er Gruppe auf dem Almberg sehe ich meinen Nachbaralmerer Gerhard zu der Koppel der 30er Gruppe fahren und aussteigen. Ich rufe ihn an und er sagt, dass wir jetzt die Tiere umtreiben, die gerade an der Wasserstelle sind. Ich eile den Berg wieder hinunter Richtung Gerhard. In der Zwischenzeit ruft der andere Mitalmerer Wolfgang an und verspricht so schnell wie möglich dazu zu stoßen. Dann machen wir uns zu dritt daran den Umtrieb vorzubereiten. Behelfszäune aufbauen und den Zaun aushängen, der uns von den Tieren trennt. Gerhard mirthet die ersten Tiere, die bei ihm stehen. Dann soll ich voran gehen und den Tieren schreien. Das mache ich und der Zug setzt sich langsam in Bewegung. In der Herde ist Ruhe, die Gerhard hinein gebracht hat. Wir gehen um den Almberg herum auf den Übergang zu, der zur neuen Weide, dem Südosthang des Almberges, führt. Alles geht sehr gut und ich zähle 22 Tiere, die wir schon so in aller Ruhe umgezogen haben.
Nach einer kurzen Ruhepause, die Wolfgang und ich machen, sagt Wolfgang, dass wir die restlichen 8 Tiere aus der Senke heraus zur neuen Weide treiben. Das gestaltet sich aber zu zweit viel schwieriger als gedacht. Die Tiere haben überhaupt keine Veranlassung die Weide zu wechseln. Sie fühlen sich wohl da, wo sie sind und es ist ja auch noch genügend Futter da. Also folgen sie nur widerwillig und brechen immer wieder aus und grasen weiter. Zwei Tiere haben einen besonders ausgeprägten Willen, etwas anderes zu tun, als von ihnen erwartet wird. Und so sind wir viel auf und ab im Gelände unterwegs. Ich stehe wieder einmal oft am falschen Fleck und wenn ich oben auf den Rest aufpasse, sollte ich eigentlich unten sein und mit herauf treiben. Irgendwann haben wir dann alle beisammen und bringen sie bergauf zum Süosthang. Ein kleiner Regiefehler passiert uns aber dann doch. Ich komme nicht an den Spitze der kleinen Prozession und da ich das versuche, werden alle Tiere schneller und kommen dann vor die geschlossene Weideschranke. Ich spreche mit den Tieren und versuche Ruhe in die Sache zu bringen, was ordentlich misslingt. Plötzlich stürmen viere los und brechen durch den Zaun. Der Rest geht gemütlich über den "nieder gelegten" Stacheldrahtzaun. Wolfgang bleibt bei den Tieren und ich hole Stempen, Isolatoren und Hammer. Wir reparieren den Schaden provisorisch. Dann lassen wir die Herde ausruhen, sorgen für Wasserzufluss und fahren zum Essen ins Panoramarestaurant. Derweil ist es schon halb vier. Danach kontrolliere ich die Wassertröge der 17er und der 22er Gruppe und mache mich an die Reparatur des Durchgangs. Der Tag war voller Überraschungen. Zum Ende sind alle wohlauf und geschafft.
Das war mein Namenstag heute und mein Bruder Stephan hat mich durch seine Gratulation daran erinnert.
Habt Ihr Euch mal überfordert gefühlt? Mir geht es heute so. Mein Kollege meldet sich am Morgen um mit mir die 30er Gruppe vom Ost- zum Südhang zu treiben. Ich verstehe das nicht, weil diese beiden Hänge durch keinen Zaun getrennt sind und einige Tiere ziehen ja schon grasend den Osthang hinauf. Trotzdem lasse ich mich von dem Mehr an Erfahrung leiten und gehe letztendlich wieder voran. Dieses Mal bin ich aber zu langsam, weswegen es hinten einen Stau gibt und einige Tiere durch den Stacheldrahtzaun brechen. Ich bemerke das erst, als sie mich jenseits des Zaunes überholen. Es dauert einige Zeit, in der ich den Strom abstellen muss und wieder zurück hechele und ich dann wieder oft am falschen Platz stehe, während mein Kollege die Tiere zurücktreibt. Ich zähle sie anschließend und komme wieder auf 30, bin aber psychisch echt durch den Wind. Ich habe ein Gespräch mit einem sehr netten Bauern aus der Almgemeinschaft wie es jetzt weiter geht.
Heute kein Bild, weil zu viel passiert ist, was man gar nicht fotografieren kann. Der Tag beginnt früh mit der Runde über den Almberg. Ich zähle immer ein Tier zu wenig, aber im letzten Moment zeigte sich jeweils das letzte Tier. Ich bin also frühzeitig fertig mit meiner Runde und genieße das Mittagessen im Berggasthof. Mir fällt die 30er Gruppe auf. Da steht etwa die hälfte der Gruppe am Wassertrog. So mache ich mich auf den Weg und schaue nach. Warum stehen die Tiere so nah am Durchgang so dicht gedrängt als wollten sie wieder zurück in ihre alte Koppel. Ich begebe mich zur Hütte und packe meine Instrumente aus. Während ich einen kompletten Konzertdurchgang mache kommt ein Wetter auf. Zuerst regnet es und dann gibt es ein Gewitter. Dann höre ich ein Geläut aus vielen Glocken und es wird immer lauter. Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich eine Herde den Weg entlang rennen. Ich ziehe mich in Rekordtempo um und möchte zur Herde gehen. Diese dreht plötzlich um, rennt in die andere Richtung, dreht dann noch einmal um und bricht teils durch den Stacheldrahtzaun neben der Tränke und teils durch die Weideschranke. Dabei gehen Stempen zu Bruch und der Stacheldrahtzaun reißt. Ich alamiere meine Almererkollegen und diese kommen dann zur Hilfe. Meine Aufgabe ist die Zäune zu reparieren und die Kollegen gehen, bewaffnet mit meinen Ohrmarkenlisten, auf die Suche nach den verlorenen Tieren. Ich bin noch nicht ganz fertig, da kommen sie schon mit etwa 17 Tieren zurück, meine Listen sind durchnäßt und ich bin froh, dass ich sie eingescannt in meiner Cloud habe. Wir bereiten eine kleine Koppel vor, in der wir die Tiere von der 30er Gruppe tun wollen. Dann gibt es eine Unstimmigkeit zwischen meinen Kollegen und einer von ihnen verläßt uns. Damit ist das Aussortieren gescheitert. Der andere Kollege hilft mir noch die Weideschranken am Almberg provisorisch zu richten. Dann melde ich mich Hilfe suchend bei meinem Hauptkontakt der Almgemeinschaft und bin positiv überrascht, als mein Lieblingsbauer mit seinem Sohn an meiner Almhüttentür klopft. Wir schauen zunächst ob wir noch Glocken hören, aber nichts... Dann machen sich die beiden auf die Suche mit Wärmebildsichtgerät und ich bekomme den Auftrag den Zaun abzugehen. Das mache ich dann auch und finde keinen Durchbruch, nur einen beschädigten Isolator und eine heftige Spur von vielen Tieren, jedoch nur auf der Zauninnenseite. Noch einmal Glück gehabt. In der Nähe unterhalb der Alpenvereinshütte finde ich dann 12 bis 14 Tiere friedlich grasend und mitten drinnen mein Lieblingskalb von meinem Lieblingsbauern. Auf der Koppel an der Almhütte sehe ich ein Tier, das grasend ganz alleine dort steht. Jetzt wird es dunkel und ich marschiere zur Hütte zurück. Gute Nacht.
Vorgestern war der Tag des Suchens und Findens. Zuerst machte ich die Runde durch die Koppeln und fand kein Tier der 30er Gruppe auf der neuen Koppel. Mir wurde ganz flau, denn gestern hatte ich ja zuerst nur 12 oder 14 Tiere gefunden. Ich finde einen Durchbruch durch den Zaun und repariere ihn. Dann suche ich in dem Gelände hinterhalb des Zaunes und finde in einigem Abstand 5 Ausbrecher, die sich aber nicht bewegen lassen, mir zu folgen. Sie sind sehr scheu und ich lasse sie lieber in Ruhe. Ich telefoniere noch mit dem zuständigen Bauern, der gleich Hilfe anbietet. Ebenfalls hat Ägidius, mein Almmeister und der Bauer Sepp seine Hilfe angekündigt. Jetzt sind wir genügend um die 30 Ausreisser zu finden und heim zu treiben. Wir stehen zuerst in dem Gebiet, in das der größte Teil der Herde vor dem Gewitter geflüchtet war und finden dort nur um die 11 Tiere. Ich erzählte noch von den 12 bis 14 Tieren, die ich am Tag zuvor unterhalb der Alpenvereinshütte gefunden hatte, aber die Meinung der anderen war, dass wir diese Tiere hier oben haben. Leider setzte ich mich nicht durch und schaute nicht noch einmal dort nach. Wir teilten also die Tiere wieder auf, mit einigem Zaunschaden und einiger Mühe. Wir trieben die 11 Tiere den Berg hinauf zum Osthang. Dann suchte ein Teil von uns nach den 5 Tieren, die ich am Vormittag jenseits des Zaunes gefunden hatte. Nachdem Eva und ich zurück bei der Hütte waren, gingen wir meiner Intuition folgend noch einmal in das Gelände unterhalb der Alpenvereinshütte ab. Da fanden wir dann den Rest der Herde. Diese trennten und trieben wir dann zum Osthang. Inzwischen kamen noch mehr Helfer unter anderen Eva und ihre Chefin, die in der Almgemeinschaft zuhause ist. Jetzt kam die Idee auf, die Tiere gleich über den Steig zum Südhang hinauf zu treiben. Das kostete große Mühe und viel Überredungskünste den Tieren gegenüber. Schließlich hatten wir sie alle am Ziel bei der besten Weide am Südhang. Alle ware total erschöpft, allen voran ich selbst. Ich bin einfach momentan in allem sehr langsam, nicht zu gebrauchen für nichts. Mein Almererkollege zählte als einziger 30 Tiere und die anderen zählten 28. Da blieb also noch Unsicherheit. Zum Schluss hatte der zuständige Almbauer mit seinem Lehrling eine Brotzeit dabei und wir die Getränke. Es war noch eine nette, kleine Runde.
Gestern zog es uns gleich am Morgen zu den Tieren an den Südhang. Wir kamen wieder nur auf 28. Danach stellte ich fest, dass bei der 22er und 17er Gruppe kein Trinkwasser mehr nachlief und erfuhr, dass das Panoramarestaurant kein Wasser mehr hatte und dass deshalb die Wasserzufuhr für die Almen zugedreht wurde. Irgendwo im System ging Wasser verloren. Das war nicht weiter verwunderlich, denn der Trog, vor dem ich stand, war so weit abgerutscht und stand so schief, dass der Schwimmer nicht mehr zu machen konnte. Ich meldete das Problem und wir gingen zuerst aus der Sonne um im Berggasthof zu trinken. Unser Vorvorvorgänger kam um uns beim Zählen und eventuell beim Finden der 2 fehlenden Tiere zu helfen. Als er mit seinem Quad und mit meinem Almstab ausgerüstet fort fuhr, zitterten wir vor dem, was wir erfahren würden. Nach einer viertel Stunde kam er gut gelaunt wieder und sagte, er habe 4 mal 30 Tiere gezählt. Große Erleichterung. Er gab uns auch noch einige Tipps und fuhr dann wieder ins Tal zurück. Unserer Almkollege hatte sich derweil um den schiefen Trog gekümmert und wir fuhren noch zu ihm um zu erfahren, wie wir noch helfen könnten. Am Abend nach dem Mirthen der 8er Gruppe nahe der Almhütte, war Üben angesagt. Das ging ganz gut. Dann kam noch der Bauer Thomas vorbei nach seinen 22 Kälbern schauen und mit uns zu ratschen.
Heute fängt der Tag noch früher an und wir teilen uns zwischen Pumpen und einer Runde zu den Wassertrögen der 17er und 22er Gruppe auf. Ich stellte fest, dass der Wassertrog, der gestern wieder neu aufgestellt wurde, wieder kurz vorm überlaufen ist. Auch diesen Fakt meldete ich gleich bei meinem Almererkollegen. Wir sollten noch abwarten, denn die Tiere würden heute sehr viel Wasser brauchen. Dann gehen wir zuerst auf den Almberg und um ihn herum um die 30 Tiere zu zählen. Das erwies sich als fast unmöglich, weil sie alle irgendwie in Bewegung oder gerade vom Standort nicht zu sehen waren. Aber schließlich ist es Eva doch gelungen 30 Tiere zu zählen. Wir belassen es dabei und Frühstücken im Wald. Dann gehen wir auf die Almbergspitze um die 7er Gruppe zu besuchen. Dabei stellen wir fest, dass irgendwelche Touristen in der Unterstellhütte für die Tiere 6 Bierflaschen, eine Weinflasche und eine Plastiktüte hinterlassen haben. Ich mirthe die Tiere und Eva sammelt den Unrat auf. Die 8er Gruppe bekommt auch noch Mirth und dann übe ich wieder einen Konzertdurchgang mit den alternativen Mundstücken. Das geht nicht so gut, kein Wunder. Jetzt muss ich endlich für einen Probentermin sorgen.
Heute ist ein Tag, an dem ich Euch frage ob Ihr meinen Blog noch weiter lesen möchtet. Schreibt mir eine WhatsApp Nachricht oder eine Mail an thomas.heptner[@]gmail.com.
Der Tag heute war etwas entspannter. Wir sind eine weitere halbe Stunde früher aufgestanden und haben tatsächlich beide 30 Tiere gezählt. Das Tier, das vorgestern gelahmt hatte, tut es heute weniger stark. Dafür ist ein anderes Tier schwer auf den Beinen. Ich melde das dem zuständigen Bauern, der mir rät, die Tiere in eine andere, weniger körperlich anspruchsvolle Koppel zu bringen. Das ist schon jetzt zum Scheitern verurteilt, weil es nur steile, steinige Steige in Richtung der Hauptwege gibt. Das Humpeln ist so stark, dass ich dem Tier das nicht zumuten kann. Außerdem bin ich ehrlich gesagt überfordert, diese Aktion alleine zu bewältigen. Ich bespreche mich mit meinem Almererkollegen und wir kommen zu der Auffassung, dass ich genau hinschauen werde, wie es den Tieren morgen geht. Morgen stehe ich um 5 Uhr auf, ich versuche das zumindest, weshalb ich jetzt nicht mehr viel schreiben werde, damit ich frühzeitig zu Bett gehen kann. Ansonsten ist der Tag besser verlaufen als die vorherigen. Einer meiner Almererkollegen besucht mich zusammen mit seiner Freundin am Nachmittag. Ich zeige ihm die 17er Gruppe und sage ihm, dass die Tiere schon den ganzen Tag auf den Beinen sind und abwechselnd rechts und links herum auf der Weide Futter suchen. Wir beschließen den Umtrieb auf die Nachbarkoppel noch heute zu machen. Eva hat eine sehr gute Idee, wie das von statten gehen soll und wir setzen die Idee um. 14 Tiere folgen meiner Mirth und fangen auf der neuen Weide gleich zu grasen an. Drei sind noch skeptisch und wehren sich beharrlich die Weide zu wechseln. Wir waren zu viert und das war auch notwenidig. Sie haben davor Angst, über die Weidegrenze zu gehen, weil sie nicht sehen, dass die Litze beiseite geräumt wurde. Zum Schluss sind dann doch alle in der neuen Koppel und grasen noch lange. Sie waren wohl schon sehr hungrig. Ich bringe Eva ins Tal, sie muss morgen wieder arbeiten.
Gestern war ein heißer Tag. Um 5 Uhr ging der Wecker und ein kleines Müsli war schnell gemacht. Dann ging es auf die Tour zu den 5 Koppeln. Mir gelang es die 30er Gruppe zu zählen. Das wird von mal zu mal schwieriger, weil die Tiere immer wieder neue Teile ihrer Koppel erschließen. Ich bekam Besuch von einem Freund. Mein Almererkollege wollte sich meine hinkenden Patienten anschauen, weil die eine bei mir nicht mehr aufgestanden war. Also wir drei also mit Wassereimern bewaffnet bei der Stelle ankommen, ist das Tier nicht mehr dort, sondern beim Wassertrog in einer Gruppe, in deren Mitte sie sich immer flüchtete. Ihr Hinken schien mir schon etwas besser zu sein. Wir beließen es dabei und leerten unsere Eimer in den sowieso recht mäßig gefüllten Trog. Ein Wetter zog auf und es blitzte und donnerte. Es kam Unruhe in die Herde. Die Tiere flüchteten sich unter niedrige Bäume. Auf unserem Rückweg lernten wir zwei Schwestern kennen, die mein Almererkollege zu mir in die Hütte einlud. Es wurde eine nette Runde mit guten Gesprächen. Den Abend beschlossen mein Almererkollege und ich bei ihm in der Hütte bei humorvollen Gesprächen.
Heute kam nach meiner Morgenrunde mein Bruder Stephan zu Besuch. Wir starten am Panoramarestaurant an der Bergstation mit Kaffee und Kuchen. Dann gehen wir zur Hütte und genießen den Schatten unter unserem Sonnenschirm. Stephan hat einiges zu Essen mitgebracht und wir kombinieren mit meinem Vorrat zu einem guten Mal. Wir unterhalten uns gut und ich freue mich riesig über seinen Besuch. Wir gehen gemeinsam zur Bergstation. Auf dem Weg präsentieren sich die 17er und 22er Gruppe zum Zählen auf kleinster Fläche. Dann gehe ich zum Wassertrog am Südhang und muss feststellen, dass der leer ist. Auf Nachfrage bekomme ich zur Antwort, dass man da nichts machen kann. Ich fürchte, dass die Tiere eher den Trog und die Pfähle drum herum zerlegen, als zum unteren Wassertrog zu ziehen. Ich übe wieder einen Konzertdurchlauf, dieses Mal mit Ansagen. Jetzt wird es Zeit, die Ansagen in Stichworte zu fassen. Mein Almererkollege kommt zum gemütlichen Beisammensein mit abschließendem Feuerwerk im Tal von oben anzuschauen. Wir trinken eine Flasche Wein und knabbern dazu. Das Feuerwerk schauen wir von einer Premiumposition an, aber es ist so klein von hier aus, das wir uns enttäuscht abwenden. Es zieht ein Wetter auf und entwickelt sich zu einem Gewitter mit starkem Wind und etwas Regen. Wetterleuchten ist zu sehen.
Heute ist der Tag nach dem Gewitter. Auf einer frühen Runde stelle ich fest, dass der halbe Almberg ohne Weidestrom ist. Ich gehe den für mich logischen Weg nach und finde zwei Erdungsfehler und einen gerissenen Stacheldrahtzaun. Inzwischen ist wieder ein Wetter aufgezogen mit Wind, Regen und einem fernen Donnergrollen. An dem Zusammenlaufen der äußersten Zaunenden messe ich erneut beide Richtungen. Nun funktioniert die eine wieder, dafür führt die andere keinen Strom mehr. Also gehe ich auf den Strom ab und stelle fest, dass der größte Verlust in der Nähe des Weidezaungerätes existiert. Also überbrücke ich schadhafte Stellen und schlechte Knoten mit Draht. Nach 5 Stunden bin ich fast wieder trocken und mache eine frühe Mittagspause. Am Nachmittag schreibe ich weiter an meinen Programmtexten für das Konzert am 1.8.
Von gestern weiß ich nichts besonderes zu berichten. Manuela, die Frau meines Almmeisters, erzählt mir, dass ab 1.8. für mich eine Ablöse gefunden wurde. Ich bin erleichtert.
Heute gehe ich kurz nach 5 auf meine Runde und brauche etwa 4 Stunden dafür. Es regnet fast durchgehend und ich werde bis auf die Haut naß. Ich finde trotzdem alle Tiere. Ich muss heute öfter zählen und bin mir erst sicher, wenn ich mehrmals die gleiche Anzahl zusammen habe. Alle Tiere der 7er Gruppe auf dem Almberg finde ich erst, nachdem ich schon aufgegeben habe. Ich bin auf dem Weg heraus aus der Koppel und bekomme ein schlechtes Gefühl nur 6 Tiere gefunden zu haben. Dann kehre ich um und beginne meine Suche in der Nähe der anderen Tiere und finde alle ziemlich nah zusammen zum Teil im Wald zum Teil am Waldrand. Jetzt kann ich beruhigt heim gehen. Dieses Mal pumpe ich nur 5 Minuten, da der Trog fast voll ist. Meine Gedanken sind finster und mir geht es nicht gut. Ich sage deshalb meine Einladung zu Toms Abschied ab und bleibe daheim. Ich heize ein um die Schuhe und Kleidung zu trocknen. Fürs Oboeüben habe ich keine Kraft.
Heute geht es trotz schlechter Stimmung um 5 aus dem Bett. Ein Müsli und einen halben Liter Wasser. Dann geht es auf die Morgenrunde durch die Koppeln. Alle Tröge anschauen und an bestimmten Stellen den Strom an den Weidezäunen testen. Heute ist alles wieder in Ordnung. Manchmal ist nicht klar, warum an verschiedenen Tagen, verschiedene Werte dabei heraus kommen, außer das Wetter. Wenn es regnet, dann sind die Werte schlechter. Dann natürlich das Zählen. Das geht heute schwerer, denn die Tiere bei der 22er Gruppe liegen ganz verstreut im hohen Grün. Aber dann kommen sie an den Zaun und sind doch vollständig. Die 30er Gruppe hinter dem Almberg ist auch erst nach längerem Zählen vollständig. Ein Tier hatte sich im Gebüsch versteckt. Die Patientin 993 ist mit anderen Tieren unterwegs beim Grasen; Patientin 991 finde ich am untersten Eck des Südhangs liegend vor. Sie steht aber auf, als ich näher komme und zeigt mir brav ihren hinkenden Zustand. Ich hoffe so sehr auf Besserung für die beiden Patientinnen. Als ich zurück in der Hütte bin, dusche ich und übe wieder einmal einen Konzertdurchgang. Mir ist aber nicht gut und deshalb ist der Ton und die Dynamik nicht befriedigend. Außerdem treffe ich manche Töne nicht und das beste Mundstück, das ich noch habe, reagiert total anders als sonst und läßt mich in der tiefen Lage im Stich. Jetzt geht es Eva am Parkplatz abholen. Mein Auto ist schon lädiert durch den vielen groben Kies und die Schlaglöcher. Das muss ich dringend anschauen lassen, wenn ich im August wieder zuhause bin.
Es kam noch schlimmer. Die Quelle, die den Südhang versorgt ist versiegt. Damit ist auch der Trog dort ohne nachlaufendes Wasser und wird von den 30 Tieren auseinander genommen. Durst macht narrisch. Gestern gegen Abend haben dann die Tiere den Weg über den Osthang zum unteren Wassertrog entdeckt, der auch zu wenig Wasser für alle Tiere gleichzeitig führte. Die Tiere haben also auch diesen Trog auseinander genommen. Wir kamen gerade rechtzeitig um Größeres zu verhindern. Mehr als zwei Stunden dauerte es bis alle durstigen Tiere an der Reihe waren. Dann haben wir den Trog neu aufgestellt und gewartet bis er durch genügend Wasser stabil stand und die Tiere wieder den Osthang hinauf zogen. Es gibt aber auch etwas gutes zu berichten. Unsere Patientinnen hinken zwar immer noch, können aber mit der Herde mithalten und sind beide den Südhang herauf und den Osthang herunter gekommen.
Heute schauen wir dann den Trog am Südhang an. Er ist wieder komplett aus der Verankerung entfernt und ausgetrocknet. Wir stellen ihn wieder auf und hören im Weggehen, dass die Tiere ihn bereits wieder bearbeiten. Wir belassen es dabei. Wir können nicht überall sein und aufpassen, dass nichts passiert. Ohne Wasser können die Tiere schon auch ausbrechen um wo anders ihren Durst zu stillen. Das ist meine Befürchtung. Heute Mittag dann die nächste Katastrophe. Die komplette Trinkwasserversorgung ist zusammen gebrochen. Die Reserve ist komplett leer. Alle Hütten und der Berggasthof sind ohne Wasser. Für den Berggasthof soll eine Notversorgung durch das Panoramarestaurant an der Bergstation organisiert werden. Morgen und Übermorgen hat der Berggasthof zu und dann soll sich die Lage entspannen. Jetzt dürfen wir mit Katzenwäsche auskommen. Es sollte eine so schöne Almzeit werden und davon ist aber leider nichts zu merken.
Gestern hat sich der Neue vorgestellt und kam mit unserem Almmeister zu uns herauf. Eva hat ihm die Hütte gezeigt und wir haben ausgemacht, dass wir am 27. oder 28. Juli übergeben werden. Eventuell wird Christian, so heißt er, am 23. Juli noch auf einen Einweisungstag kommt. Am Abend mischen sich dann noch 3 Tiere vom Nachbaralmerer Gerhard unter unsere 22er Gruppe. Der Stacheldrahtzaun unter Strom hat nicht gehalten. Gerhard kann mit den Tieren sehr gut umgehen! Ich habe dann eher den Zaun mit repariert. Dann konnte es Ruhe werden.
Heute gehen wir schon früh unsere Runde. Besuchen Vroni in ihrer Hütte und fahren herunter ins Tal zum Eisessen. Mal wieder etwas anderes sehen.
Gestern Nacht gab es einige Unwetter mit starkem Regen, Hagel und Gewittern. Mein Auto ist wieder einmal ein Versicherungsfall. Das Dach schaut verbeult aus. Einen der vergangenen Tage bin ich über einen kleinen Felsbrocken gefahren. Seit dem hört man alle möglichen Geräusche beim Lenken. Ich hoffe sehr, dass die Reparaturen nicht teuerer werden, als der Verdienst, den ich für die Almerertätigkeit bekomme.
Bei unserer Runde ging es unserer Patientin aus der 22er Gruppe schlechter und wir informierten Thomas, den zuständigen Bauern. Er kam am Abend und behandelte das Tier. Ansonsten war es ein verregneter Tag mit viel Nebel. Die 30er Gruppe sahen wir nicht komplett, da der Nebel ein Zählen unmöglich macht.
Wir zählen die Tage rückwärts. Das Wetter ist bescheiden. Es hat wieder die Nacht über geregnet. Die Natur braucht das Wasser dringend, aber die Wege sind praktisch nicht mehr begehbar. Der Lehm schmiert und wir rutschen mehr als das wir gehen können. Wir zählen die 30er Gruppe zum ersten Mal nach der Unwetternacht und sie sind komplett. Gott sei Dank. Die 17er Gruppe läßt sich auch nicht einfach so zählen. 4 Tiere verstecken sich. Am Nachmittag spiele ich auf meinen Mundstücken zwei Konzertdurchgänge. Es geht so einiger Maßen. Gott sei Dank muss ich im Konzert nur einen Durchgang spielen. Ich übe die Moderation. Da hapert es noch mehr. Die letzten Tage vor dem Konzert muss ich noch mehr üben.
Gestern gab es einen Schreck in der Morgenstunde. Wir gehen auf unserer Morgenrunde zuerst zu der 7er Gruppe und müssen feststellen, dass 6 Tiere eitrigen Schleim unter den Augen haben. Wir machten Fotos und schickten dem Bauern die Bilder. Zu Anfang war im Gespräch, die Tiere in den Stall zu bringen. Kurze Zeit später waren die Helfer schon vorort. Wir warteten auf die Nachricht vom Bauern. Diese kam dann am frühen Nachmittag. Er sagte, die Tiere könnten auf der Weide mit Salbe behandelt werden. Als wir oben ankamen, waren alle Augen sauber und der eitrige Schleim fort. Ich war froh, dass ich am Morgen Fotos gemacht hatte, denn sonst hätte man mich für verrückt erklärt. Wir bliesen die Aktion ab und gingen zurück zur Hütte und freuten uns bei einem Radler über die Spontanheilung der Tiere.
Heute sind wir wieder früh unterwegs und das zusammen mit unserem Nachfolger und seiner Frau. Wir erklären viel und Christian hört interessiert zu. Wir können uns in den Koppeln, in denen wir am Vortrag gemirthet hatten kaum der Aufdringlichkeit der Tiere erwehren. Mir geht es am Morgen nicht gut und deshalb bin ich auch der langsamste bei der Runde. Ich freue mich, als wir wieder zurück sind. Am Abend gibt es dann noch einen Schock zu verkraften. Der Kircherlhang ist fast leer. Nur ein einziges vereinsamtes Tier ist anzutreffen. 21 Tiere sind spurlos verschwunden. Das fühlt sich ganz furchtbar an. Wir bewaffnen uns mit Stecken und gehen auf die Suche. Finden tun wir sie dann auf der anderen Seite des Scheitels ganz brav auf der Koppel, wo sie hin gehören. Wir sind wirklich sehr erleichtert.
Heute machen wir unsere Runde anders als sonst, weil Regen angesagt ist. Wir überlegen, wie wir die 30 Tiere vom Süd- und Ost- auf den Nordhang bekommen, ohne viel Treiberei. Wir bereiten mit zusätzlichen Zäunen die Aktion vor. Dann holt der Bauer Thomas sein fußkrankes Tier ab. Da heißt es Abschied nehmen vom ersten Tier. Jetzt sind es "nur noch" 83. Am Abend gibt es noch ein Unwetter. Starkregen mit Blitz und Donner. Wie werden es die Tiere erleben. Hoffentlich geht keine Herde durch.
Ich verreiße mir mal wieder mein Knie, dieses Mal das linke. Die Runde wird nicht komplett. Die 21 und 17 können wir zählen. Die anderen bleiben zuerst ungezählt. Wir arbeiten weiter an unseren Zäunen. Der Weg zum Südhang wird neu gemacht und ist derweil unpassierbar. Morgen werden wir es erneut probieren. Immer wieder regnet es und die Wege sind wieder eine einzige Rutschbahn. Wir bereden das Umtreiben der 30er Gruppe mit einem Bauern der Almgemeinschaft und Evas Idee, die Tiere selbst ihren Weg finden zu lassen, schlägt er als Lösungsversuch vor. Wir bereiten alles vor und sind gespannt auf den morgigen Tag.
Heute Nacht regnet es in einem fort und es hört bisher auch nicht auf. Wir steigen dennoch auf den Almberg unsere 7er Gruppe besuchen. Wir finden alle und das Mirthen geht recht gut. Heute ist eine Probe für das Konzert am 1. August angesagt und so packen wir das Auto möglichst voll und fahren gen Tal. Die Probe verläuft sehr gut. Kleinere Unsicherheiten wollen wir ausmärzen und beschließen noch eine Generalprobe in der Christuskirche anzusetzen. Wieder auf der Alm angekommen haben die Tiere eine Litzenrolle zerlegt und sie gen Tal abrollen lassen. Wir sind froh, dass sich dabei kein Tier verletzt hat. Wir bekommen noch einen Anruf von einem Thomas, der die Almgemeinschaft in Sachen Elektrozaun berät. Er soll unsere Zäune überprüfen, bevor der Neue kommt. Einige Bauern hätten Zweifel an unserer Arbeit. Klasse, oder?
Ich weiß nicht, wie lange ich noch Zeit habe weiter zu schreiben. Dieses Tagebuch wird wohl bald enden. Unsere Zeit hier ist übermorgen Nachmittag abgelaufen.
Gestern haben wir versucht die 30er Gruppe vom Südosthang auf den Nordhang zu treiben. 20 gingen gut mit, die anderen 10 verweigerten jede Gefolgschaft. Wir beließen es bei der Situation. Wir waren alle einige Male auf dem Osthang, der aussah wie ein Acker, ausgerutscht und uns auf den Hosenboden gesetzt, mitten hinein in den lehmigen Morast. Unsere Schuhe waren wieder einmal voller Lehm und doppelt so schwer, wie sonst. Schuheputzen war danach angesagt. Die 20 Tiere schienen wirklich glücklich über ihre neue Weide zu sein.
Heute ist unsere Übergabe. Wir wachen früh auf und feuen uns über das Geläut der Glocken in der Nähe der Hütte. Die 20 scheinen immer noch froh zu sein. Dann plötzlich erlischt das Gebimmel und der Hang ist wie ausgestorben. Ich laufe herüber zur Phönixhütte um das Wasser umzuschalten. Ich sehe aber auch von dort aus kein einziges Tier. Dann entdecke ich den Grund. Alle Tiere sind durch gegangen. Zwei Durchgänge sind zerlegt. Auch der Zickzack-Durchgang für die Wanderer ist zerstört. Eva geht die Tiere zählen und ich mache mich an die Reparatur der Zäune. Eva findet nur 26 Tiere, die anderen bleiben bis zum Abend verschollen. Wir machen am frühen Nachmittag die Übergabe an unseren Nachfolger. Wir haben nebenbei gepackt und richten die Hütte her für den Nachfolger. Christian kommt pünktlich und wir reden noch einige Dinge ab. Dann geht es heim. Ich hole unterwegs noch ein Päckchen von unserer Poststation. Es sind die neuen Mundstücke. Ich werde sie morgen ausprobieren und wieder einen Konzertdurchlauf starten.
Meinen Lesern dieses Tagebuchs danke ich von Herzen für ihre Treue. Auch danke ich allen Helfern und Ratgebern. Jetzt beende ich meine Aufzeichnungen und wünsche meinem Nachfolger alles erdenklich Gute!!!